Sebastian Hartmann über die Chancen für Museen im Social Web

Noch drei Tage und wir sehen uns beim 1. stARTcamp Köln! Die Teilnehmer erwartet ein Mashup aus Konferenz mit Vorträgen und Diskussionen und Barcamp mit Sessions, die aus dem Kreis der Teilnehmer angeboten werden. Einige sind bereits auf der Community-Plattform mixxt eingereicht worden. Wer spontan am Freitag noch etwas anbieten möchte (Workshop, Vortrag, Gesprächsrunde etcpp) sei herzlich dazu eingeladen.

Eine der Sessions bietet Sebastian Hartmann aka @MuseumsHeld an. Sebastian ist MuseumsSocialWebber, Projektleiter Social Web bei publicplan und bloggt museumsreif.

Sebastian Hartmann
1. Lieber Sebastian, welche Session planst Du für das stARTcamp Köln?

Mein Beitrag für das stARTcamp in Köln ist eine Session, in der ich den Teilnehmern vermittle, wie sie in ihrer Kulturinstitution das Thema Social Media platzieren und von der ersten Idee bis hin zur Onlinegehen umsetzen können. Dabei geht es mir vor allem um die Kommunikation des Themas „Social Media“ im Kreise des Teams und bei der Leitung einer Institution.

Meist wird es nämlich von einer oder zwei Personen inhouse angestoßen und dann gilt es, die anderen davon zu überzeugen. „Social Media“ ist nachwievor etwas, bei dem sich viele Mitarbeiter in Kulturbetrieben nicht vorstellen können, was es der jeweiligen Institution bringt und wie sie es im Arbeitsalltag handhaben können. Und auf den Zuspruch der Kollegen muss man bauen, um die Aktivitäten auf Dauer lebendig und vielfältig zu gestalten.

Da ich aus der Museumsbranche komme, wird der Fokus der Session dort liegen. Die Ansätze sind aber auf jede andere Institution übertragbar.

2. Worin genau siehst Du die Chancen für Museen im Social Web?

Museen stehen vor einer großen Herausforderung. In Zukunft kommt es noch viel mehr darauf an, dass sie sich selbst finanzieren können. Ergo wird den Besuchern und Förderern einer Institution eine noch höhere Bedeutung zu teil werden. Darauf müssen sich die Museen einstellen und neben den klassischen Aufgaben und Tätigkeitsfeldern auch „neue“ Wege beschreiten, um noch mehr Menschen zu begeistern, erreichen und dauerhaft zu binden.

Social Media bietet viele Möglichkeiten, das zu schaffen. Durch Kommunikation mit Fans und Followern, die als Multiplikator für ein Museum im Web fungieren. Durch Angebote der Beteiligung, damit die richtigen Angebote im Museum geschaffen werden. Durch Vernetzung mit Kulturinteressierten und anderen Einrichtungen, sodass dauerhaft viele Museumsgänger angesprochen werden.
Dies ist nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten im Social Web. Jedes Museum muss da aber seinen eigenen Weg finden, diese Chancen für sich zu nutzen. Wenn es richtig gemacht wird, steigen langfristig auch die Besucherzahlen.

3. Welche Museumsprojekte hältst Du für besonders bemerkenswert – und warum?

Auch da gibt es vieles, was erwähnenswert ist. Ich versuche mal ein paar Projekte herauszugreifen. Da ich auch selbst ein „MuseumsFan“ bin – also auch gerne Museen am Wochenende in der Freizeit besuche – verfolge ich mit großer Freude, wie bereits jetzt einige Museen sehr kreativ mit Social Media umgehen, um Fans und Follower zu begeistern. Oft ist es so, dass es eben diese Begeisterung den nächsten Museumsbesuch „verursacht“. Da ist vor allem die Art und Weise der Kommunikation derer, die Social Media betreuen, von entscheidender Wichtigkeit. Wer das mit Leidenschaft und Freude betreibt, der steckt das Gefolge an. Das ist bei vielen Museen sichtbar – egal ob Kunst-, Archäologie-, Technik-, Industrie-, Erlebnis-, Naturkunde- oder Themenmuseum, kleines oder großes Museum.

Natürlich habe ich als „Fan“ auch einige Favoriten und natürlich auch einige, bei denen ich mitgewirkt oder beteiligt war – wie beim Neanderthal Museum, der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und noch einigen mehr. Die Institutionen gehen mittlerweile sehr unterschiedlich an die Sache heran und das gefällt mir.

So mag ich den stark partizipativen Charakter der Facebook-Aktionen vom NRW-Forum Düsseldorf (wo ich mittlerweile Stammgast bin und öfters auch Ausstellungen mehrfach besuche) mit Fotowettbewerben, Preview-Führungen und vielem mehr.
Gleiches gilt aber auch für das Asisi Panometer, welches heute in Berliner Pergamonmuseum eröffnet oder das Museum Kunstpalast in Düsseldorf. Gut finde ich auch das Live-Getwittere aus dem Deutschen Currywurstmuseum Berlin, dem Lehmbruck Museum Duisburg und dem Museum für Kommunikation Frankfurt und Berlin (die ich daraufhin auch live besucht habe, als ich vor Ort war).
Die Blogs vom Mercedes Benz-Museum Stuttgart, LWL-Museum für Archäologie Herne und der Bundeskunsthalle Bonn erzählen tolle Geschichten und geben via Bild und Text spannende (Ein)Blicke hinter die Kulissen, die Lust auf den Museumsbesuch machen.
Gleiches gilt für das umfangreiche SCHIRNmag der SCHIRN Kunsthalle, welches ich Museumsfans in Frankfurt sehr ans Herz legen möchte.

Aber auch im Bereich der Smartphone Apps tut sich etwas, sodass wir mittlerweile über 20 teils sehr gut gemachte Gimmicks von Museen für iPhone und Android in Deutschland haben. Diese sind meiner Meinung nach auch gleichzeitig immer ein Appetizer für das Live-Erlebnis im Museum (oder unterstützen es dabei). Und genau darum geht es ja bei allen Möglichkeiten von Social Media. Als Museumsgänger möchte ich ja nicht jede Ausstellung virtuell aufs „Tablett“ geliefert bekommen, sondern real vor Ort erleben.

Diese Grundidee möchte ich ebenfalls gerne in meiner Session kommunizieren, da sie ein gutes Argument für die Teilnehmer sind, um Social Media im Museum zu platzieren.

 

Herzlichen Dank, lieber Sebastian. Wir freuen uns sehr auf Deine Session! 

 

(Das Interview führte Wibke Ladwig)

Werbung

Wer macht was im Museum

Museum und Web 2.0 sind längst keine zwei Welten, die auseinander liegen. Die wachsende Zahl an Facebook-Seiten und Twitter-Accounts zeigt, dass sich hier die Erkenntnis durchsetzt, dass es für Museen durchaus gewinnbringend sein kann, sich mit Social Media zu beschäftigen.

Die interessante Frage ist und bleibt jedoch immer noch: wer kümmert sich um die Postings, wer verfolgt audience-development-Strategien und wie wird das Ganze eingebunden in die Kommunikations-Politik der Häuser. Da es sich bei vielen Museen um Institutionen des öffentlichen Dienstes handelt, sind hier besondere Hürden zu nehmen. Städtische Einrichtungen können oft nicht so, wie sie wollen.

Wie beeinflusst das die Handhabung der Social Media? Gibt es ausgeschriebene Stellen, die mit Experten besetzt werden oder sind es oftmals die viel beschworenen Praktikanten, die sich hinter den Aktivitäten verbergen.

Das interessiert uns und wir wünschen uns möglichst viele Teilnehmer aus den Museen, die von der gängigen Praxis an ihrem Museum berichten. Wünschenswert wäre auch die Vernetzung der einzelnen Akteure in ein und derselben Kommune. Oft wissen die gar nicht voneinander.

Wir freuen uns auf zahlreiche Ideen, Anregungen und Fragen aus diesem Bereich!

(avh)